Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Benita Soll


Geht in alle Welt und verkündet das Evangelium

Wegen der Vergesslichkeit meines Vaters erhielt ich bei der Taufe den Namen Irena. Nach der Familientradition sollte ich aber den Namen Regina erhalten. Aber er war so aufgeregt; als der Priester ihn fragte, welchen Namen er für seine Tochter gewählt hat, dass er es einfach vergessen hatte. In jener Zeit war der beliebteste Name Irena; und so hat er diesen Namen für mich angegeben. Mein Großvater war über diese Tatsache sehr verärgert und sagte zu meinem Vater, er möge nochmals zu dem Priester gehen und mich umbenennen lassen, was natürlich nicht möglich war. So blieb ich Irena.

Ich habe drei Geschwister: eine Schwester und zwei Brüder. Das Beispiel für unser religiöses Leben zog ich aus dem familiären Umfeld, vor allem aus dem Beispiel meines Vaters, der immer an der sonntäglichen Eucharistiefeier teilnahm. Selbst wenn er am Sonntag arbeiten musste, war ich Zeuge, wie er mit dem Vorsteher sprach: „Es ist Sonntag und meine Aufgabe ist es, an der Messe teilzunehmen.“ Auch wenn er erst am Abend nach Hause kam, ging er drei Kilometer zu Fuß zur Nachbargemeinde, um an der hl. Messe teilnehmen zu können. Immer nahm er auch eines der Kinder mit, in der Regel war ich das. Als heranwachsendes Mädchen habe ich mich am religiösen Leben der Pfarrgemeinde beteiligt.

Die unerwartete Frage unseres Pastors und die Konsequenzen meiner Antwort

Eines Tages stellte mir damals unser inzwischen schon verstorbener Pastor eine überraschende Frage: „Kann ich darum beten, dass Du in ein Kloster eintrittst?“ Nun, was konnte meine Antwort sein? Ich lächelte und drehte mich auf der sprichwörtlichen Ferse um, und die Frage des Pastors nicht ernst nehmend, sagte ich: „ Herr Pastor, Sie können beten“, und ich ging meinen Weg. Offenbar hatte das Gebet Wirkung, denn immer öfter kam mir nämlich die Frage: „Was mache ich weiter?“ –

Ich habe oft an Radtouren, Ausflügen, Exerzitien und Treffen mit den Schwestern aus verschiedenen Kongregationen teilgenommen. Die Lernzeit in der Grund- und Mittelschule ging zu Ende, und wieder habe ich mir die Frage gestellt: „Was mache ich weiter?“  Ich antwortete mir selbst, ich werde weiter studieren. Plötzlich spürte ich, dass jemand in meinem Herzen sagte: Stopp! Jetzt ist die Zeit, dich zu entscheiden, entweder jetzt oder nie! Ich fragte mich, welche der Ordensgemeinschaften soll ich wählen? Ich habe die Mutter Gottes immer sehr verehrt, so dachte ich, in eine Gemeinschaft einzutreten, in der die Mutter Gottes besonders verehrt wird. Auch dieses Mal wählte ich nicht das, was mein Onkel, der ein Oblaten Pater war, und mein Vater wollten. Meine Entscheidung war für meinen Vater nicht leicht, denn ich habe mich für die Franziskanerinnen entschieden, zu welchen mich unser Pastor zu den Exerzitien brachte.

Das Ordensleben

Die Formation für das Ordensleben habe ich in OÅ‚drzychowice begonnen. Nach der ersten Profess habe ich in der Krankenpflegeschule in KÅ‚odzko die Ausbildung zur Krankenpflegerin gemacht. Nach dem Studium begann ich im Kinderkrankenhaus in Breslau zu arbeiten. Die meiste Zeit meines Ordenslebens war der Arbeit mit den kranken Kindern gewidmet. Die Kinder waren für mich eine Schule der Demut und Einfachheit. Das war für mich eine gute Herausforderung war, da ich von diesen Tugenden sehr weit entfernt war.

Der Missionarische Weg

Seit zwei Jahren bin ich in Kasachstan. Man kann sich fragen, wie ist das passiert? Ich hatte nie diese Möglichkeit erwähnt. Gott führt uns auf verschiedenen Wegen. Ich frage mich selbst, wie kann das sein? Papas Bruder war ein Ordenspriester und diente Gott im Ausland. Der Onkel meines Vaters war auch ein Priester. Bis zu seinem Tod arbeitete er in Deutschland. Als die Planungen in unserer Provinz über unseren missionarischen Einsatz in Kasachstan bekannt wurden, sagte ich meinen Obern, dass ich bereit bin, dort hinzugehen, wenn sie mich benötigen. Und so ging ich. Leider hat mein geliebter Vater das nicht mehr erlebt. Ich bin zuversichtlich, und ich fühle, dass meine Mutter mich im Gebet unterstützt. Ich wiederhole die Worte: "Der Heilige Geist weht wo er will." und: " Geht und verkündet das Evangelium!"