Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Angelika Domarecka


Schwester M. Angelika erzählt über ihr Leben und ihre Berufung in einer für uns bewegenden Geschichte.

Zum Gedenken an meine mutige Mutter

Die Geschichte hat vor 50 Jahren stattgefunden. Als meine Mutter feststellte, dass sie schwanger ist, ist sie zum Arzt gegangen für eine Routine Untersuchung. Sie war schon 40 Jahre alt, fühlte sich ein wenig verlegen, aber hat sich gefreut, dass sie ein weiteres Kind bekommen wird. Leider  erfuhr sie beim Arzt etwas sehr Unangenehmes; es war wie ein echter Schlag ins Herz. Der Arzt sagte ihr, dass sie die Schwangerschaft abrechen sollte, sie sei schon zu alt. Das Kind könnte körperlich oder geistig behindert geboren werden. Nach diesen schrecklichen Worten ging meine Mutter vom Arzt aus direkt in die Kirche. Sie bat Gott um Kraft und Unterstützung. Sie hat die Schwangerschaft ausgetragen und so wurde ich, die jetzige Schwester M. Angelika, als gesundes Kind geboren.

Meine Kindheit und Jugend verlief sehr normal, ich hatte liebevolle Eltern und Geschwister. Dann habe ich die Krankenpflegeschule mit Abitur und Staatlichem Examen abgeschlossen. Ich träumte davon, Medizin zu studieren, aber die finanziellen Bedingungen zu Hause haben es mir nicht erlaubt. Ich beschloss, dass ich mir für das Studium selbst etwas verdienen müsste. So habe ich angefangen, im Krankenhaus in Warmbrunn in der gynäkologischen Abteilung zu arbeiten. Zur dieser Zeit waren in diesem St. Hedwig-Krankenhaus die Mauritzer Franziskanerinnen tätig. Meine Stationsschwester war Schwester M. Irmtruda. Dort habe ich auch viele andere Schwestern kennen gelernt. Nun wandte sich mein Leben um und alles wurde auf den Kopf gestellt. Ich war damals finanziell und materiell selbstständig, ich hatte Arbeit, Wohnung und gespartes Geld, um das Medizinstudium zu beginnen. Der Kontakt mit den Schwestern trug dazu bei, dass ich begann zunehmend über das Ordensleben nachzudenken.

Nach einem Jahr beschloss ich, in diese Gemeinschaft einzutreten. Zu Hause, in meiner Familie, waren alle entsetzt, aber nicht meine geliebte Mutter. Ich wusste nicht warum. Erst bei meinen ewigen Gelübden erzählte sie mir folgendes: Als sie mich vor vielen Jahren unter ihrem Herzen trug und das schwierige Gespräch mit dem Arzt hatte, sei sie in die Kirche gegangen, um mich Jesus zu opfern.

In diesem Jahr feierte ich das Silberne Jubiläum meiner Ordensprofess, und ich danke Gott für meine wunderbare Mutter. Du, meine Mama, die du nun auf mich aus dem Himmel schaust, dir danke ich für deinen Mut, deine Liebe und Hingabe.

In dieser Geschichte, ist noch ein weiteres erstaunlich. Damals wusste ich nicht, dass ich in der  gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses in Warmbrunn mit demselben Arzt gearbeitet habe, der meiner Mutter gesagt hatte, sie sollte die Schwangerschaft abbrechen.

Gottes Pläne und Entscheidungen sind wahrhaftig unbegreiflich.