Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester Carol Sue Daniel


Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich, wie Gott durch Ereignisse und Menschen in unserem Leben uns in seine Nachfolge ruft.

Ich wurde im Juni 1944 in Tiffin, Ohio, USA, geboren. Als ich 4 Jahre alt war, gab es eine Polio-Epidemie, und ich zog mir eine bulbäre Form zu (Befall des Atemzentrums im verlängerten Rückenmark). Meine erste Erinnerung ist, dass ich in einer „Eisernen Lunge“ war und dann in einem Bett in der Isolierstation des Krankenhauses. Gott erhörte die vielen Gebete der Familie und Freunde, und ich gesundete ohne Langzeitfolgen!

Die Vorfahren meiner Mutter und meines Vaters wanderten um 1800 aus Deutschland in die USA ein. Ihr katholischer Glaube war stark und wurde treu gelebt. In der Grund- und weiterführenden Schule wurde ich von Ursulinen-Schwestern erzogen. In diesen Jahren wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich von schweren Behinderungen verschont geblieben war, von denen viele Polio-Opfer betroffen waren. Ich besuchte einen nahe gelegenen Wallfahrtsort (Gnadenbild der schmerzhaften Mutter und Basilika der Trösterin der Betrübten), um dafür zu danken. Aus meiner Dankbarkeit Gott gegenüber wuchs nach und nach der Wunsch, Gott zu dienen, mein Leben für die Pflege kranker Menschen einzusetzen.

In der Schule wurde mein Interesse für einen medizinisch-technischen Beruf geweckt. Eines Tages im April las ich in einer katholischen Zeitung (Herz-Jesu Bote) und fand die Adressen von 2 Ordensgemeinschaften, die sich der Krankenpflege widmeten. Im Juni, nach Beendigung der Schule, fuhr ich zu den „Hospital Sisters of St. Francis“ in Springfield, IL. Bei diesem Besuch war ich höchst überrascht, von ihrer Gründung in Telgte, beim Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter, zu hören; ich fühlte mich zuhause und in Frieden.

Ich trat am 1. September 1962 in die Gemeinschaft ein und legte die 1. Profess 1965 ab. Mir wurde eine MTA-Ausbildung im St. Vincent’s Hospital in Greenbay, Wisconsin ermöglicht. Nach einiger Zeit im Labor meldete ich mich freiwillig zum Aufbau einer Labor- und Röntgen-Abteilung in der „Star of the Sea Clinic“ in Kaohsiung, Taiwan. In diesen Jahren schätzte ich besonders das Leben mit unseren chinesischen Schwestern und die Erfahrung der weltweiten Kirche. Nach meiner Rückkehr in die USA verbrachte ich eine kurze Zeit bei den Ureinwohner Amerikas in Arizona. Dort  arbeitete ich im Labor und in der Katechese.

Im Laufe der Jahre waren immer weniger Schwestern in den Krankenhäusern, die MTA´s hatten fast keinen Kontakt zu den Patienten. So fühlte ich mich zum Dienst des Gebetes und der Seelsorge gerufen. Nach einer Ausbildung zur Krankenhausseelsorgerin arbeitete ich in 3 Krankenhäusern; seit 16 Jahren versehe ich diesen Dienst im St. John’s Hospital und in der häuslichen und Hospiz-Seelsorge. Ich danke Gott für die vielen Menschen, denen ich begegnet bin und von deren Mut, Glauben und Zeugnis ich immer wieder lerne. Es ist eine besondere Gnade, Menschen zu begleiten und Gottes Gegenwart, Gnade und Vorsehung in ihrem Leben zu bezeugen, in schwierigen und glücklichen Zeiten.

Auch in Zukunft will ich weiter auf Gott vertrauen und den Weg gehen, der vor mir liegt.