Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Dietmara Ahlmann


Meine Lebensgeschichte 

Gefragt nach meinem Lebensalter entgegne ich gern: „Ich bin zwei  Monate jünger als unser Papst Franziskus.“ Ihn schätze ich sehr.

Seine positive Lebenseinstellung, Kontaktfreudigkeit und Freiheitsliebe eröffnen immer wieder Wege, wie es im Schriftwort heißt: „Du führst mich hinaus ins Weite.“ Dafür danke auch ich dem Herrn und Menschen, die mit mir auf dem Weg sind.

Kindheit, Jugend und Ausbildung

Mein Elternhaus steht direkt am Kirchplatz in Lüdinghausen, einer Kleinstadt des Münsterlandes. So war unser Familienleben, das kirchliche Leben und das Gemeindeleben eine selbstverständliche Einheit. Ich wuchs mit vier Geschwistern und einer großen Anzahl Vettern und Cousinen auf. Unser Kindergarten und später das Gymnasium wurden von Franziskanerinnen geleitet und eine Tante war Franziskanerin.

Vier Vettern fühlten sich zum Priestertum berufen, so standen mir Kirche und Orden sehr nahe. Auch ich spürte die Berufung, Ordensschwester zu werden. Nach der Ausbildung zur Krankenschwester lag es nahe, dass ich mich von den „Krankenschwestern des hl. Franziskus“ angezogen fühlte, zumal ich mit meiner Mutter auf einer Pilgerreise nach Rom/Assisi den hl. Franziskus ganz neu erlebt hatte. Und es wuchs die Gewissheit, ich möchte in besonderer Weise nach dem Evangelium in den Fußspuren des hl. Franziskus leben. Franziskanerin-Ordensschwester-Krankenschwester, ja das wollte ich werden.

Eintritt in den Orden

1962 trat ich in den Orden ein, damals mit 27 Gleichgesinnten. Es war eine segensreiche, wunderbare, sorgenfreie Zeit.

Dann kam alles anders. Kurz nach meiner ersten Profess wurde ich zur damaligen Generaloberin Mutter Odilia gerufen, die mir sagte: „Auf Zukunft hin benötigen wir für den Orden eine Zahnärztin mit Examen“, und ergänzte: „Wir haben überlegt und wollen Dich zum Studium schicken.“ Natürlich war ich sehr erschrocken und auch enttäuscht. Nicht mehr als Krankenschwester arbeiten zu dürfen, stimmte mich traurig. Und ich äußerte auch meine Zweifel, ob ich ein so langes Studium überhaupt schaffe. Nach einer Bedenkzeit sagte ich schweren Herzens: „JA, ich will es versuchen.“ Hatte ich doch erst kürzlich meine Profess abgelegt, und wie es in unserer Gelübde-Formel heißt: „Ich stelle mein Leben dieser Gemeinschaft uneingeschränkt zur Verfügung, um dem Reiche Gottes zu dienen.“

Mit Gottes Hilfe und der wertvollen Unterstützung meiner Mitschwestern konnte ich dann das Studium mit dem Staatsexamen und der Promotion abschließen. Besonders dankbar bin ich für meine Mitschwestern, die in der Zahnpraxis schon Jahre mit großem Einsatz als Dentistinnen für die Mitschwestern arbeiteten und mir immer mit Rat, Tat und Gebet zur Seite standen.

Die Tätigkeit als Zahnärztin wurde dann zu meinem neuen Beruf, und er hat mir viel Freude bereitet. Das Umfeld wuchs, außer den Behandlungen von Schwestern kamen Notdienste im Hospital und darüber hinaus dazu. Besonders die Tätigkeit bei Behinderten im Stift Tilbeck war herausfordernd. Als Schwester hatte ich allerdings einen besonderen Vorteil, waren doch unsere Schwestern dort die Vertrauenspersonen der Patienten, und da gehörte ich einfach dazu.

In vielen anderen Situationen habe ich durch Menschen, die mit mir unterwegs sind, insbesondere auch durch meine Mitschwestern, Hilfe und Ermutigung erfahren. Und in allem spüre ich, dass Gott an meiner Seite ist. Situationen wie Gottverlassenheit oder bedrohende Angst kenne ich nicht. Sorgen habe ich vielleicht, aber in allem durfte ich immer wieder die Erfahrung machen, was Jesus uns verspricht: „Ich bin bei euch alle Tage“, das ist für mich zu einem ermutigenden Wort aus der Hl. Schrift geworden.

Durch meinen Beruf bedingt blieb das Mutterhaus mein ständiger Wohnsitz, und das über nun fast 60 Jahre. Ich wurde eine sogenannte `Mutterhaussäule´, wie Mischwestern scherzhaft sagen. Wertvoll waren die Amtszeiten in der Generalleitung und auch Provinzleitung. Dadurch konnte mein “Mutterhaushorizont“ weltweit wachsen, wofür ich sehr dankbar bin. Wichtig ist es im Alltag, die Aufgaben und Ziele der Gemeinschaft mit zu tragen und zu gestalten.

Mit nun 82 Jahren wird meine Lebensstrecke kürzer und die Gedanken an das Lebensende oder an das ewige Leben kommen häufiger. Was wird einmal sein? Der Himmel ist für mich ein Symbol für ewige Heimat bei Gott, für Geborgenheit, Frieden und Freuden, und das wünsche ich allen, die hier mit mir auf dem Weg waren oder noch sind.

Bei vielen Mängeln oder Schwierigkeiten im Alltag möchte ich immer wieder den hl. Franziskus als Vorbild nehmen. Er liebte die Kirche trotz aller Schwächen und Mängel. Er gab durch sein Leben der Kirche ein neues Gesicht und er sagte:

 „Herr, fange bei mir an.“