Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Pacis


Ich wurde am 6. Oktober 1933 in der kleinen Stadt Rozmierz in Schlesien geboren (der Oktober ist der Monat, der besonders unserer „Lieben Frau vom Rosenkranz“ gewidmet ist). In meiner Familie gab es ziemlich viele Priester, Ordensschwestern und Ordensbrüder: Mein Onkel war ein Priester und Missionar, mein Cousin war ein Priester und meine zwei Tanten und eine Cousine gehörten zu unserer Kongregation: Schwester Polycarpa, Schwester Ulfrida und Schwester Marysia. Ich danke dem Herrn für sie alle, weil ich weiß, dass es Gottes Gnade ist.

Heute bin ich 81 Jahre alt, und wenn ich über mein Leben nachdenke, kann ich sehr deutlich sehen, dass Gott mich geführt und auf mich Acht gegeben hat – manchmal auf eigenartige und überraschende Weise. Als ich unserer Kongregation beitrat, erzählte mir meine Mutter eine bewegende Geschichte:

Im Jahr 1933 trat meine Cousine, Sr. Marysia, der Amerikanischen Provinz unserer Kongregation bei. Zu der Zeit erwartete meine Mutter ein Baby. Bevor meine Cousine in die USA abreiste, sagte sie meiner Mutter: „Wenn Du eine Tochter haben solltest, werde ich zu Gott beten, dass sie Ordensschwester wird.“

Und das war ich. Seit meiner Kindheit war Sr. Marysia mir besonders nahe, obwohl ich ihr nicht begegnet war.

Mir wurde immer gesagt, dass sie in einer Ordens-gemeinschaft im Ausland lebt. In ihren Briefen fragte sie meine Mutter immer, wie es mir ging, was ich tat etc., obwohl meine Mutter sechs Kinder hatte.

In der fünften Klasse der Grundschule fragte uns unser Lehrer, was wir in der Zukunft werden möchten – ohne einen zweiten Gedanken antwortete ich, dass ich eine Ordensschwester werden möchte. Mein Lehrer war sehr überrascht und sagte, dass dies seiner Ansicht nach ziemlich unmöglich ist.

Im Jahre 1958 kam Schwester Marysia in ihren ersten Ferien nach Polen. Ich verbrachte meine ganze Zeit mit ihr. Einmal, an einem Donnerstag, gingen wir nach Stephanshöh, um unsere Verwandte, Sr. Ulfrida, zu besuchen. Am Sonntag sollte ich nach Góra ÅšwiÄ™tej Anny (St. Annaberg) gehen, um dort am Kirchenfest teilzunehmen, aber ich tat es nicht – stattdessen ging ich zurück nach Stephanshöh. Schwester Ulfrida war überrascht, als sie mich wiedersah, aber sie wusste nicht, dass ich zurückkam, um der Kongregation beizutreten. Ich konnte nicht länger warten und zwei Wochen später war ich Postulantin in Ullersdorf (OÅ‚drzychowice KÅ‚odzkie).

Als ich Schwester Marysia ein zweites Mal traf, war ich Franziskanerin. Ich träumte davon, wie Schwester Marysia oder wie meine Tante, Sr. Polycarpa, zu werden – eine Missionarin und eine Krankenschwester. Aber der Wille Jesu war ein anderer.

Die heilige Theresia vom Kinde Jesu, meine Namens-patronin, träumte davon, eine Missionarin zu werden, aber sie wurde nie in ein anderes Land geschickt. Trotzdem ist sie zur Patronin der Missionare ernannt worden. In meinem Leben passierte genau das Gleiche. Ich habe immer von fremden Ländern geträumt und arbeite nun für unsere Näherei. Seit ich der Kongregation beigetreten bin, fertige ich die Habite. Auch bin ich Organistin in unserer Kirchengemeinde, ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad dorthin. Meine Mission (Schneiderin und Organistin) macht mich glücklich und das tägliche Radfahren hält mich fit.

Ich danke Gott für alles, was er mir gibt und gegeben hat.