Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester Pacis Bao


Am 8. April 1921 wurde ich in Shan-Tung, China geboren. Mir wurde der Name Yuan Ying (Catherine) gegeben. Ich war das jüngste Kind von vier Mädchen und drei Jungen. Meine Eltern, antichinesische Landbesitzer, waren angesichts der zunehmenden Präsenz der Japaner, die gegen die römisch-katholische Kirche eingestellt waren, sehr um meine Sicherheit besorgt. Deswegen brachten sie mich im Jahr 1925 in ein Waisenhaus mit Schule im nahe gelegenen Ping Yin. 1932 wechselte ich zu einer weiter entfernten Schule in Jinan, China. Dort lernte ich die Krankenschwestern des hl. Franziskus kennen. Schwester Clementia, zusammen mit anderen Schwestern, besuchte uns mehrfach und sprach über das Ordensleben und die Arbeit im St. Joseph's Hospital in Jinan. Ich war sehr beeindruckt von ihnen und beschloss, mich ihnen nach Abschluss meiner Ausbildung anzuschließen.

Am 8. September 1944 trat ich in die Gemeinschaft ein. Es war die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Schwestern kümmerten sich um die verletzten Soldaten. Am 17. Oktober 1945 wurde ich eingekleidet und erhielt wegen des gerade unterzeichneten Friedensvertrages den Namen Pacis, der „Frieden“ bedeutet.

Am 24. September 1947 legte ich meine erste Profess ab. Aufgrund der zunehmend instabiler werdenden politischen Situation in China mussten die Schwestern gehen, und so segelten einige von uns am 12. Mai 1948 auf dem Passagierschiff „SS General Meigs“ Richtung USA. Nach unserer Ankunft in San Francisco, Kalifornien, fuhren wir mit dem Zug nach Springfield, Illinois, und kamen dort am 5. Juni 1948 an. Der Plan war, drei Jahre zu bleiben und dann nach China zurückzukehren. Da sich die Bedingungen in China jedoch nicht verbesserten, kehrten wir nicht zurück und hatten über 30 Jahre auch nur sehr begrenzten Kontakt mit unseren Familien.Leider waren viele Mitglieder meiner Familie getötet worden.

Ich bin Absolventin der St. John's Krankenpflegeschule in Springfield, Illinois (1963). Ungefähr fünf Jahre lang war ich als Krankenschwester im St. John's Hospital in Springfield und im St. Vincent Hospital in Green Bay, Wisconsin, tätig. Im Jahr 1968 verbesserte sich die politische Situation in Taiwan und die Schwestern beschlossen, eine Mission zu eröffnen. Drei chinesische Schwestern und ich meldeten uns freiwillig, um den Armen in Kaohsiung in der „Star of the Sea-Klinik“ zu dienen.

Im Jahr 2000 besuchte ich einen Gebetsgottesdienst über Vergebung in Kaohsiung. Ich wusste, dass ich denen vergeben musste, die meine Familie getötet hatten, dass ich den Hass loslassen musste, den ich seit fast 50 Jahren hatte. Es waren über 5.000 Menschen im Gottesdienst und der Heilige Geist kam zu mir und berührte meine Seele. Ich war endlich in Frieden und vergab ihnen. Nach 34 Jahren in Taiwan kehrte ich 2002 nach Springfield zurück und bin seither aktiv geblieben. Heute, halte ich täglich meine Gebetszeit und ich verehre weiterhin in besonderer Weise die Gottesmutter. Im nächsten Jahr werde ich, so Gott will, meinen 100. Geburtstag feiern.