Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester Johanna Hisako Kataoka


Ich, Schwester Johanna Hisako Kataoka, bin in Nagasaki geboren und aufgewachsen. Meine Familie und meine Vorfahren sind alle katholisch und leben seit 250 Jahren in Nagasaki. Ich bin die zehnte Generation. 

Zwischen 1790 und 1867 gab es vier Verfolgungen, und zur Zeit der vierten Verfolgung wurden meine Großeltern und alle Bewohner des Dorfes gezwungen, das Dorf zu verlassen. Sechs Jahre lang lebten sie fern von der Heimat und sie ertrugen Hunger, Kälte und Folter. Sie kehrten nach Hause zurück, ohne vom Glauben abzufallen.

Das Dorf, in dem sie lebten, war jedoch verödet. Die Angehörigen anderer Religionen beschlagnahmten den gesamten Hausrat und das Land. Ihr Glaube war stark und sie ertrugen viele Entbehrungen. In 30 Jahren erbauten sie mit kleinen monatlichen Spenden eine Kathedrale in Nagasaki, die einst die größte und schönste Kathedrale in Ostasien war. Diese Kathedrale (Urakami-Kirche) stürzte 1945 durch die Atombombe in einem Augenblick ein. Die Atombombe tötete zwischen 7.000 und 8.000 Christen und zwei Priester.

In meiner Familie gibt es zwölf Kinder, sieben Jungen und fünf Mädchen.  Ich bin das achte Kind von oben. Schon im Kindergarten, im Alter von fünf oder sechs Jahren, wollte ich Ordensschwester werden. Es gab keine besondere Einladung, aber ich hörte immer ‚Gottes sanftes Flüstern‘ in meinem Herzen. 

Meine Tante gehörte zur Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Hl. Paulus von Chartres. Außerdem gehörten meine drei älteren Schwestern zu dieser Ordensgemeinschaft. Ich wollte natürlich auch eine Ordensschwester werden. Meine Tante hatte bereits die Erlaubnis der Provinzoberin der Paulusschwestern für mich eingeholt. So war sie sehr enttäuscht, als sie hörte, dass ich mich einer anderen Kongregation anschließen wollte.

Mein älterer Bruder ist Franziskanerpriester und alle fünf Mädchen unserer Familie sind Ordensschwestern. Neben den drei Paulusschwestern ist meine jüngste Schwester in die Kongregation der Schwestern vom Unbefleckten Herzen Mariens eingetreten.

Meine Berufung

Um die Grundschule, die Junior High School und die High School zu besuchen, hatte ich täglich einen Schulweg, für den ich zu Fuß 50 Minuten brauchte. Nach dem Weltkrieg waren viele religiöse Orden in Nagasaki tätig. Die Schwestern warteten auf dem Heimweg von der Schule und luden uns ein, sich ihrer Kongregation anzuschließen. Ich erinnere mich daran, dass mein Herz damals seltsamerweise nicht bewegt war.

Jeden Morgen ging ich mit den Schwestern zur Hl. Messe in die Kathedrale und spazierte dann die Straße vor dem St. Francis Hospital hinunter. Ich hatte eine tiefe Verbundenheit mit unseren Schwestern in der Gemeinschaft und genoss es, mit ihnen Zeit bei den Weihnachtsfeiern für Kinder zu verbringen.

Als ich Schülerin der Junior High-School war, wurde ich von Bruder Joseph, einem Franziskaner, Schwester Clementia und Schwester Policarpa, den ersten Missionsschwestern in Japan, vorgestellt. Immer wenn Schwester Clementia, die Regionaloberin, von Himeji nach Nagasaki kam, sprach sie nach der Messe persönlich mit mir. Wir sprachen miteinander, doch die Gespräche haben kein tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Völlig unerwartet entschloss ich mich dann doch zum Beitritt und trat am 11. Februar 1956 in unsere Kongregation ein.

Die Gemeinschaft bestand aus vier Pre-Novizinnen und acht Novizinnen. Der Altersunterschied zwischen uns betrug bis zu 15 Jahre. Jeden Tag haben wir gelacht, geweint, geputzt, gebetet (auch auf Englisch). Wir lernten gregorianische Gesänge und die englische Sprache. Es herrschte oft Schweigen. Damals war es den Novizinnen verboten, mit den Schwestern zu sprechen. Auch das Mittagessen wurde schweigend eingenommen.

Wir kümmerten uns um die Schweine, die im Kloster gehalten wurden. (Die Schweine schliefen ein, wenn man ihnen mit einem rauen Besen über den Rücken strich.)

Wir fingen mit unseren Taschentüchern kleine Fische im großen Fluss in der Nähe des Klosters und spielten mit unseren Schürzen Fangen. Mit den Schürzen fingen wir die kleinen Vögel, die sich in den Korridoren des Hauses verirrt hatten und entließen sie in die Freiheit.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil änderte sich die Liturgie völlig. Der gregorianische Gesang, den wir während des Noviziats gelernt hatten, wurde nicht mehr gesungen. Die lateinische Sprache wurde durch die japanische Sprache ersetzt. Auch unsere Ordenskleidung hat viele Veränderungen erfahren.   

Die Erinnerungen an die ersten Schwestern aus unserer Amerikanischen Provinz sind unbeschreiblich. Ich kann nicht zum Ausdruck bringen, wie dankbar ich den Schwestern für ihre Großzügigkeit und Großherzigkeit bin, mit der sie uns bis heute gefördert und geleitet haben.

Seit 60 Jahren bin ich nun eine Krankenschwester des Hl. Franziskus. Meine Lieblingsverse aus der Bibel lauten "Folge mir nach" und "Dein Wille geschehe". Ich bewahre sie immer in meinem Herzen.