Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester Gabrielis Hu


Diese Geschichte wurde zusammengetragen aus Gesprächen, die der Direktor für den Bereich Kommunikation / Provinzarchiv, Herr Brian Blasco, mit Schwester Gabrielis im Laufe der Jahre geführt hat.

Schwester Gabrielis Hu

Ich wurde am 11. November 2011 in Wuchen in der Provinz Shandong in China geboren. Meine Geschichte mit der Amerikanischen Provinz beginnt  kurz nach dem  Chinesischen Neujahr 1929.  Mein Vater und ich reisten jedes Jahr aus unserem Dorf, Hu-Kai-Chuang, zur Franziskanerschule, wo ich Schülerin war. Aber die Fahrt nahm in diesem Jahr einen anderen Verlauf. Wir entschieden uns, über Nacht zu rasten. Als wir das Tor zum St. Joseph’s Hospital in Jinan erreichten, fragten wir an, ob wir dort die Nacht verbringen können. Wir wurden begrüßt von Schwester Clementia Dasenbrock, die über die Krankenschwestern des Hl. Franziskus sprach. Diese waren im Jahre 1925 in Jinan angekommen, hatten ein Krankenhaus gebaut und hatten sechs chinesische Mädchen nach Springfield  in Illinois geschickt, die in der Krankenpflege ausgebildet wurden und eine religiöse Unterweisung erhielten. Am nächsten Morgen setzten mein Vater und ich die Reise zu meiner Schule fort, aber sechs Monate später – ich hatte mich in dieser Zeit immer wieder an die Gastfreundschaft von Schwester Clementia erinnert – fuhr ich nach Hause und bat meinen Pastor um Erlaubnis, in den Konvent eintreten zu dürfen. Mit dem Segen meines Vaters, meiner Mutter und meiner drei Brüder kam ich zu Neujahr 1930 nach Jinan zurück.

Die Schwestern begrüßten mich und erklärten,   dass schon drei Kandidatinnen da waren. Am 24. Juni reiste ich mit dem Schiff mit anderen Schwestern auf einer 45-Tage-Bootsreise nach San Francisco,  Kalifornien  und von dort weiter nach Springfield, Illinois.  Drei Jahre später legte ich meine erste Profess ab und begann die Ausbildung zur Krankenschwester an der St. John’s Hospital Schule für Krankenpflege. Nach dem Abschluss im Jahre 1936 kehrte ich im Oktober nach China zurück.

Die politischen Spannungen  zwischen Chinesen und Japanern wuchsen und mit der Besetzung Chinas durch Japan wurden alle amerikanischen Missionare von 1942 – 1945  in einem  Konzentrationslager festgehalten. Zwei deutsche Schwestern und die chinesischen Schwestern waren in dieser Zeit für die Führung des Krankenhauses und der Klinik verantwortlich. Mehrere Male am Tag, wenn die Bombenangriffe weniger als zwei Meilen von uns entfernt waren, brachten wir die Patienten vom zweiten Stock in den Keller.  Im Jahre 1942 erteilte der Vatikan die Erlaubnis, ein Noviziat in China zu eröffnen und ich wurde zur Novizenmeisterin ernannt. Ich reiste zum Lager, um von Schwester Clementia Anweisungen für die Errichtung des Noviziates in Chowtsun zu erhalten. Von 1943 bis 1948 traten 48 chinesische Frauen in das Noviziat ein. Als im Jahr 1945 wieder Frieden herrschte, kehrten die amerikanischen Schwestern zum Hospital zurück. Im Jahr 1947 wurde China von den Kommunisten geführt und unser Noviziat wechselte nach Jinan. Die Zeiten verschlimmerten sich und unsere Oberinnen in Springfield riefen unsere Schwestern einschließlich der chinesischen Schwestern zurück nach Amerika. Am 5. Juni 1948 traf ich mit 15 anderen Postulantinnen, Novizinnen und Schwestern mit zeitlicher Profess in Springfield ein. Wir waren voller Hoffnung, in drei Jahren nach China zurückkehren zu können. Leider verbesserten sich die Verhältnisse nicht. Für viele Jahre war kein Kontakt möglich. Im Jahre 1991 machte ich meinen ersten und einzigen Besuch in China, um meine Familie zu besuchen.

Mein Dienst im Amerika beinhaltete die Laborarbeit im St. John’s TB Sanatorium, Springfield und in den Krankenhäusern St. Mary’s, Streator, IL und St. Clara’s, Lincoln, IL.  Im Jahr 1960 wechselte ich zum St. Vincent Hospital, Green Bay, WI, und war eine Absolventin der ersten Studienklasse für Histologie. Ich begann meine Arbeit als Histologin am St. Joseph Hospital, Chippewa Falls, WI. Im Jahr 1980 wurde ich gebeten, meinen chinesischen Schwestern zu helfen, die eine Klinik in Kaohsiung, Taiwan errichtet hatten. Ich war dort für sieben Jahre. Seit 1995 lebe ich im St. Francis Konvent in Springfield, wo ich meine Zeit dem Gebet und der Anbetung widme.

Im Jahr 2008 sagte Schwester Gabrielis: „Selbst inmitten aller Herausforderungen und Schwierigkeiten denen ich gegenüberstand, erinnerte ich mich, was mein Vater mir immer sagte: »Sei nie besorgt - denn das „Sich Sorgen“ ändert nichts. Gott wird für alles sorgen, wie er es vorherbestimmt. Was immer du tust, sei fröhlich, glücklich und zufrieden. Erinnere Dich immer daran, dass der Herr Seinen Plan für alle Ewigkeit vorherbestimmt hat und man sich deshalb diesen Plan zu Eigen machen sollte.«"

So Gott will wird Schwester Gabrielis am 11. November 2015 ihren 104. Geburtstag feiern. Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Geschichte ist sie das älteste lebende Mitglied der Amerikanischen Provinz.