Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Bernarda Michalska


Schwester Bernarda beginnt ihre Geschichte mit dem Satz: „Ich bin sehr glücklich!“

Mein Elternhaus

Meine lieben Eltern gaben mir und geben mir weiterhin alles was wertvoll, gut und edel ist. Von ihnen und meiner Großmutter habe ich von Gott erfahren. Ich habe drei jüngere Brüder.
Ich liebe meine Familie sehr, durch sie habe ich meine religiöse Berufung erkannt.

Berufung – die ersten Jahre der Formation

Ich absolvierte die Krankenpflegeschule und ich spürte, dass mein Berufungsweg ganz anders sein wird, aber wie, wusste ich damals noch nicht. Während der Exerzitien in einem Missionsorden fühlte ich, dass es nicht das ist, was ich suche. Ein Jahr später habe ich an den Exerzitien für Mädchen in Ullersdorf teilgenommen, und von Anfang an wusste ich: "Das ist mein Platz, das ist es“!
Bis zum Abitur musste ich noch zwei Jahre warten. Erst dann konnte ich in die Ordensgemeinschaft eintreten. Diese zwei Jahre waren für mich wie eine Ewigkeit.

Am 2. August 1980 wurde ich in das Postulat aufgenommen. Nach dem kanonischen Jahr des Noviziates in Ullersdorf machte ich ein Praktikum in einem Hospital auf der chirurgischen Station. Gerne denke ich an die Jahre der Formation und Ausbildung zurück. Ich war zwar oft anderer Ansicht, erkundigte mich, warum ist es so und nicht anders. Aus diesem Grunde nannte mich Pater Lothar, OFM, (der im Noviziat Vorlesungen gab und Kaplan im Provinzhaus war) "ungläubige Schwester"! Meinen Vorgesetzten und Leiterinnen verdanke ich sehr viel.

Apostolischer Dienst - Ein Traum wird wahr

Der Mensch hat mich immer interessiert. Meine Arbeit als Krankenschwester half mir, die Menschen, ihre Ängste, Sorgen, Freuden, Bedürfnisse und Erwartungen kennen zu lernen.
Mein großer Wunsch war es, mit jenen, die als Menschen am Rand wahrgenommen werden, zu arbeiten. Aus diesem Grunde nenne ich den Tag, an dem ich aus sehr unglücklichen und traurigen Umständen das Tor des Gefängnisses übertreten musste, einen gesegneten Tag. Länger als 5 Jahre diene ich freiwillig in Strafanstalten, erst in Breslau und jetzt in Glatz.

Jeder Mittwoch ist mir der am meisten erwartete Tag, weil ich dann eine Schwester für diejenigen sein kann, von denen Jesus im Evangelium spricht, "… die keinen Menschen haben, der zu ihnen spricht ..." Jede Woche gebe ich für 3 Stunden „meinen Männern“ (den Gefangenen) religiöse Unterweisung, bereite sie zum Empfang der Firmung vor; wir sprechen über Gott, über Jesus, der für die meisten von ihnen eine Gestalt aus den Märchen für Kinder ist.

Das Gefängnis ist ein Ort, wo man mehr hören als reden, mehr Sein und Zeugnis geben muss. Oft hilft mir mein Sinn für Humor und der Abstand zu mir selbst: nicht ich, sondern Gott ist der Wichtigste. Jemandem, der sich nicht geliebt fühlt, ist es schwer zu sagen, dass Gott ihn liebt, und noch schwerer das zu glauben. Meine Gemeinschaft unterstützt mich und diejenigen, denen ich diene, durch das Gebet, wofür ich sehr dankbar bin.

Oft frage ich mich, wie macht Gott es, dass alles zur rechten Zeit kommt, und ich noch Geduld lerne. Nun warte ich geduldig und tue so viel, wie ich kann, um meinen Traum zu realisieren, ein Haus für diejenigen zu finden, die das Gefängnis verlassen dürfen und kein Zuhause haben. Alles ist auf dem richtigen Weg. Ich überlasse es Gott, mich mit seiner Güte und seinem Einfallsreichtum und oft auch mit seinem großartigen Sinn für Humor zu überraschen. Ich kann über mich selber lachen. Wenn ich es jedoch vergesse, dass Gott „die erste Geige spielt“, und ich mich als einen sehr wichtigen Dirigenten sehe, bringt Er mich zurück auf die Erde.

Mein Gebet:

O Gott, mit was wirst Du mich noch überraschen?
Ich danke Dir für alles und bitte Dich, erschaffe in mir einen neuen Menschen.