Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Preethi


"Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, …" (Jes. 43, 4)

Einleitung

Ich, Sr. Preethi Kolenchery, wurde am 31. Mai 1973 in dem Dorf Pallukunnu, Distrikt Ernakulam, Kerala, Indien, geboren.

Kindheitsanregungen

Die schönen Erinnerungen an meine Kindheit sind mir immer lebendig, an fünf Brüder und eine Schwester, die unterhaltsame gemeinsam verbrachte Zeit und die Einzigartigkeit einer jeden von uns. Ich erinnere mich an meinen Vater als sehr streng mit sich und den Kindern, er arbeitete schwer, dem Bedürftigen gegenüber war er großzügig. Meine Mutter dagegen verbrachte viel Zeit im Gebet, sie war gütig und fürsorglich. Ich sage es noch einmal, "wir Kinder kannten es nicht anders: vor dem Abendessen hielten wir Abendandacht und beteten den Rosenkranz". Ich habe erlebt, wie hart es für meine Eltern war, sieben Kinder zur Schule zu schicken und sie zu einer Stellung im gesellschaftlichen Leben der damaligen Zeit heran zu ziehen. Als einfacher Bauer hatte mein Vater die Fähigkeit, gemeinsam mit meiner Mutter alles, was er begann, zu Ende zu bringen. Wenn ich an sie denke, danke ich meinem Gott. Die Lebensweisheit, die sie mir eingeprägt haben, ist: "Vertraue auf Gott und vertraue dir selbst".

Berufung in den Ordensstand

Die Familie Kolenchery hat viele Ordensleute aufzuweisen, Männer und Frauen. Ich erinnere mich an die Cousins und Cousinen, die Ordensleute waren, die uns oft besuchten, wenn sie ihre Ferien bei ihren Familien verbrachten. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott uns auf mancherlei normale Art und Weise und durch unterschiedliche Gelegenheiten in den Ordensstand beruft. Ich bin durch meinen Onkel, einen Priester aus der Kongregation der Pallottiner, zu unserer Kongregation gestoßen. Als mein Onkel einmal zu Besuch bei seiner Familie war, habe ich ihm von meinem Wunsch berichtet, in eine der missionarischen Kongregationen in Nordindien, denen viele meiner Cousinen angehörten, als Ordensfrau einzutreten. Er war nur zu glücklich, mir von den "Medical Sisters of St.Francis" (den Krankenschwestern des hl. Franziskus) in Raipur zu erzählen, er kannte sie sehr gut. Ich war so begeistert, dass ich nicht länger als eine Woche benötigte, um alles vorzubereiten, von unserem Pfarrer eine Bescheinigung ausstellen zu lassen, mir neue Kleidung zu kaufen und mich von meinen Freunden zu verabschieden. Es war sehr bewegend, denn am Tage vor meiner Abreise rief mich mein Vater leise in ein Zimmer und sagte zu mir: "Es ist deine Entscheidung, Ordensfrau zu werden, nicht das, was ich wollte. Wenn Du meinst, du schaffst es nicht, so steht dir die Tür unseres Hauses immer offen, du bist immer willkommen."

Ich wusste nicht, was vor mir lag, aber ich stand mutig zu meiner Überzeugung und vertraute auf Gott und stellte mich Seinem Ruf, und am 14. September 1992 trat ich der Kongregation bei.

Mein Leben in der Kongregation

Die Zeit der Formation im Orden, ein Jahr als Kandidatin, ein Jahr als Postulantin und zwei Jahre als Novizin, war beachtenswert hinsichtlich meines persönlichen und psycho-spirituellen Wachstums. Ich habe mich immer wohl gefühlt und das Zusammensein mit den älteren und jüngeren Schwestern genossen, den Austausch, die Fürsorge für einander, und habe vieles für mein späteres Leben gelernt. Die Schwestern, die für meine Formation verantwortlich waren, waren die Instrumente, die mich als Ordensfrau formten und die meinem Ordensleben Gestalt gaben. Ich habe Gott persönlich in allen Lebenslagen erfahren, in Freud und Leid, in Zweifeln und Schwierigkeiten; so konnte ich am 28. Januar 1997 mit Überzeugung mein Leben Gott weihen. Und nach sechs Jahren der zeitlichen Profess gab ich am 19. Mai 2003 in der ewigen Profess mein volles Ja.

Studium und Apostolat

2001 habe ich meinen Bachelor für Sozialarbeit absolviert und anschließend ein Jahr in diesem Bereich gearbeitet. Ein Jahr lang war ich für die Kandidatinnen zuständig. Dann habe ich weiter studiert und den Master-Abschluss in Sozialarbeit gemacht und habe anschließend zwei Jahre in einem kommunalen Entwicklungsprojekt mitgearbeitet, das auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet war. Anschließend nahm ich im Jahre 2008 mit der Absicht, in Tansania als Missionarin tätig zu sein, an dem Programm "Mission Orientation" teil.

Mein Auftrag in Tansania

Mein Leben als Missionarin in Tansania hat seine eigenen Höhepunkte und Herausforderungen. Ich weiß nie, was kommt. Es erfüllt mich mit Freude, für, mit und unter den Armen in Kemondo in der Diözese Bukoba in Tansania zu leben. Mir scheint, dass die größte Krankheit nicht HIV/AIDS oder Malaria ist, sondern, als Waise, armes Kind oder Jugendlicher ungeliebt, ungewollt und nicht umsorgt zu sein, ohne Recht auf Leben, auf Bildung oder Gesundheit. Und indem ich in all diesen Situationen als liebevolle Schwester eins mit ihnen bin, sie in aller erfahrenen Not unterstütze, sie ermächtige, lege ich Zeugnis ab als sichtbares Zeichen von Gottes Liebe, und das ist die eigentliche Freude meines Lebens als Missionarin. Es ist eine Herausforderung, an einem fremden Ort zu leben, mit fremden Menschen, einer fremden Sprache, in multi- und interkulturellen Situationen, in denen ich meine franziskanische Lebensweise bewusst umsetze.

Mein Gebets- und Gemeinschaftsleben sind sowohl Quelle als auch Kraft meines Alltags in meinem Leben nach dem Evangelium mit den Menschen hier als aktive franziskanische Kontemplative. Ich bin stolz darauf, Mitglied dieser reichen internationalen franziskanischen Gemeinschaft zu sein. Mein Gebet ist, dass ich auch in Zukunft in meinem Dasein in der Liebe für und Dienst an Gottes Geschöpfen, allen ein inspirierendes Instrument für Gottes Liebe sein möge.