Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Gertrud Smitmans


Es muss doch mehr als alles geben!?!

Mit 19 Jahren wollte ich etwas für meine Allgemeinbildung tun und wusste, dass das meist gelesene Buch der Welt die Bibel ist. Was soll es? Ich fing vorne in dem Buch an. Oje, was ist das für eine Sprache?

Täglich ein Kapitel war trotz aller Motivation nicht möglich. Also ein halbes Kapitel … Nein, noch weniger. Manchmal habe ich am Tag nur noch 3 Sätze gelesen, weil so viel passierte zwischen mir und dem Text. Irgendwer ließ mich nicht schneller lesen und begegnete mir in diesen Worten und Sätzen. Als ich bei Abraham und Sara in Genesis Kapitel 12 ankam, wurde der Text noch einmal intensiver. Ich lebte jeden Tag aus den wenigen Zeilen, die ich las. Und ich wurde innerlich satt, von dem was ich las.

Ich fuhr nach Taizé in Südfrankreich, da sollten viele junge Menschen aus allen Nationen zusammenkommen und friedlich miteinander diskutieren und über Welt, Bibel und Gott nachdenken und austauschen. Mal ausprobieren, ob ich dort Anschluss bekäme. Es war irrig gut, dass ich mich mit jungen Leuten austauschen konnte, dass dreimal täglich von den Brüdern ein einfaches und intensives Gebet gehalten wurde und wir Jugendliche daran teilhatten. Meine Suche nach Gott war aufgeflammt, ich war persönlich angesprochen, ich war von Gott ganz persönlich gemeint – und wie zu Hause weiterbeten? War Gott nur in Taizé für mich zu finden? Ich wollte nicht ausweichen! Ich wollte nichts verpassen! Ich suche Gott persönlich.

Ich wollte nach dem Abitur studieren – aber was?

Studieren wollte ich lieber keine Theologie, denn wenn meine Erfahrungen etwas mit Glauben zu tun haben, dann wollte ich das kleine Pflänzchen schützen und nicht mit Wissen und Wissenschaftsmethoden überfrachten.

Mit Zahlen jonglieren gefiel mir auch – so studierte ich Betriebswirtschaften, damit ich später vor einer großen Auswahl an Berufen stünde. Während des Studiums fand ich einen Taizé-Gebetskreis in meiner Wohnortnähe und sang mit den anderen die internationalen Gesänge, die oft biblischen Ursprungs sind. Ich lernte mich besser kennen und lernte meine Sehnsuchtspflege zu einzuüben.

Zum Vordiplom spürte ich, dass ich intensiver nach überzeugten Christen und Christinnen Ausschau hielt. Ich sah Ordensgemeinschaften, besuchte einige an Wochenenden – „doch halt, was machst Du, Gertrud? Wenn Du jetzt tatsächlich nach einer Ordensgemeinschaft wegen gelebten Christentums suchst, dann kannst Du Dein bisheriges Studium an den Nagel hängen!“ Ich werde ja nicht eintreten und dann nach der Ordensausbildung wieder im BWL-Studium an dem Stand weiterstudieren, an dem ich jetzt stehe. Also hätte ich Zeit umsonst studiert und müsste mit meiner Berufswahl von vorne anfangen, wenn Ordensleben nichts für mich wäre.

„Jesus, was hältst Du davon? Meine Idee ist: Ich studiere mit Deiner Hilfe mein Studium zu Ende. Du kannst Dich mir als Gott zeigen, wenn nicht nur Personal und Marketing im Hauptstudium wären, sondern die knackigen Ausrichtungen in Steuerwesen und Unternehmensprüfung. Wenn ich mein Studium schaffe und mich in der Pfarrgemeinde weiter engagieren kann, dann plane ich Zeit ein, dass ich in Ruhe mit Dir prüfe, ob Du mich in ein Ordensleben hinein lockst. Na, Jesus, ist das ein Angebot für Dich und für mich? Schaffen wir beide es, diese win-win-Situation zu gestalten?“

Mit Jesus konnte ich gut studieren, erlebte viele Alltäglichkeiten als Überraschungen und Vorbereitungen, konnte streckenweise sogar im deutschen Steuerrecht auf den Heiligen Geist vertrauen, bis zur letzten ausstehenden Klausur. Dazu hätte ich noch ein Semester vergeuden müssen, obwohl ich die Vorlesung schon gehört hatte.

Beim Beten erlebte ich mein Summen in den Knochen, dass es in meinem Leben weitergeht zur nächsten Station: ich fragte in der Ordensgemeinschaft an, die ich mir mit Jesus ausgesucht hatte wie einen guten Freund und Bräutigam – klarer Kriterienkatalog, transparente Informationslagen [falls es derartiges mal geben kann ;-) ]. Schließlich ging es um mein Leben und dieser Schritt sollte Jesus und mich weiterbringen.

Ja, ich durfte nach Münster kommen, mich vorstellen, die Ordensgemeinschaft kennenlernen – hinter die Kulissen schauen … 4 Monate später habe ich die Außensteuerklausur geschrieben, dann später mein Kolloquium bestanden – und bin gerne wieder zur Ordensgemeinschaft nach Münster gefahren.

Jetzt feiere ich mit Jesus und meiner Ordensgemeinschaft meine Silber-Profess und mir ist weiterhin wesentlich, das Unterwegssein mit Abraham und Sara: „Ich bin Gott, der Allmächtige. Geh einher vor meinem Antlitz und sei ganz, sei rechtschaffen.“ (Gen 17,2) Ich denke gerne an den Anfang meiner Berufung zurück, denn darin ist die Spannkraft meiner Motivation und meiner Erwartungen an Jesus – und seiner Erwartungen an mich. Mit Jesus muss es doch mehr als alles geben!?!

Welches Wort weist mir den Weg?
Welche Spuren kann ich sehn?
Welches Ziel liegt vor mir?
Ich suche nach mehr.

Auf der Suche nach dem, was sich lohnt,
bin ich hellwach auf dem Weg.
Ich vertraue dem Versprechen:
„Seht, ich mache alles neu.“

Was macht mein Leben hell?
Was soll in Erfüllung gehen?
Welche Sehnsucht wächst in mir?
Ich suche nach mehr.

Auf der Suche nach dem, was sich lohnt,
bin ich hellwach auf dem Weg.
Ich vertraue dem Versprechen:
„Seht, ich mache alles neu.“

Text und Musik von Katja Orthues,
Jugendkirche effata [!], Münster

Nach 25 Jahren bin ich es noch nicht satt, dass ich Ordensfrau geworden bin …

Meine Sehnsucht nach mehr … ist oft Inhalt meiner Gebete zu Jesus.

Wahrscheinlich fasziniert mich weiterhin die Maßlosigkeit des Lebensentwurfes in Armut, Gehorsam und eheloser Keuschheit.

Reizworte? Stichworte? … mehr?

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