Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Erphonia Twilling


Mein Berufungsweg unter Gottes Leitung

 

In Billerbeck, im Herzen des westfälischen Münsterlandes, wurde ich 1928 geboren. Schon früh war zu erkennen, dass der Schöpfer Gott auch der Lenker meines Lebens ist.

Meine frühen Kinderjahre erlebte ich im Wald, da mein Vater Förster war. Als ich sieben Jahre alt war, starb mein Vater. Dadurch geriet meine Mutter mit ihren drei Kindern in finanzielle Not. Drei Geschwister meiner Mutter nahmen mich zu sich, von diesen meinen Tanten waren zwei Lehrerinnen und eine führte den Haushalt. Sie legten Wert auf meine Erziehung  im christlichen Glauben und auf eine gute schulische Ausbildung. So wurde mir das Abitur ermöglicht, und ich begann das Medizinstudium. Aber schon bald meldete sich Gottes Ruf in mir zum Weg in die Nachfolge Christi. Die gelebte Armut der Franziskanerinnen, die ich im Billerbecker Krankenhaus erlebte, und die Nähe des Mutterhauses in Münster zeigten mir den Weg zu den Mauritzer Franziskanerinnen. Ich trat 1949 in die Gemeinschaft ein. Nach dem Noviziat legte ich 1952 die Profess ab. Ich machte zunächst die Ausbildung zur Krankenschwester, die für alle üblich war und studierte als Ordensschwester in Münster Pharmazie, da der Orden Apothekerinnen brauchte. Nach vorgeschriebenem Praktikum in einer öffentlichen Apotheke (Engel-Apotheke in Münster) legte ich nach sechs Semestern Pharmazie mein Staatsexamen ab und leitete 22 Jahre die Krankenhaus-Apotheke im St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort.

Obwohl mir die Aufgabe in der Apotheke viel Freude machte, empfand ich, dass das Übermaß an Arbeit mein Ordensleben nicht zu seinem Recht kommen ließ. Ich spürte in mir die Berufung zum kontemplativen Leben: meine zweite Berufung in meiner Ordensberufung. Ich fand ein offenes Ohr für dieses mein Anliegen bei unseren Obern, und wir suchten für diesen Neubeginn gemeinsam nach einer zweiten Schwester und nach einem Ort, den Gott uns und der ganzen internationalen Gemeinschaft dafür zugedacht hatte. Nach vielen Gebeten und langem Suchen entschied der Generalrat sich für das Haus in Telgte in der Herrenstraße 7, in dem unser Ordensgründer, Pater Christoph Bernsmeyer, 40 Jahre gelebt hatte.

Pater Bernsmeyer wusste, wie dringend die armen und kranken Menschen Hilfe brauchten. Die ersten Frauen, die er um sich scharte und die ehrenamtlich arbeiteten, waren später unsere ersten Mitschwestern! Das Haus in Telgte an der Herrenstraße 7 wurde 1990 als St. Klara-Haus eingeweiht. Es war ein geistliches Zentrum unserer internationalen Gemeinschaft für Schwestern, die Stille und Kontemplation suchten. Dieses Haus hatte auch eine offene Tür für Menschen, die uns ihre Nöte und Anliegen anvertrauten oder mit uns gemeinsam beten wollten.

Mit Vollendung meines 85. Lebensjahres, nach 23–jährigem Leben in diesem Haus der Stille und des Gebetes, ging ich als Heimbewohnerin in das St. Franziskus-Haus, einem Altenpflegeheim, nach Nordwalde.