Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Theresia Hugenroth


Meine Geschichte

„Heute werde ich wirklich 100 Jahre alt“, so sagt Schwester M. Theresia mit frohem Augenzwinkern am 7. September 2013 im Kreise vieler Mitschwestern und Gäste, die sich zu diesem Anlass bei ihr einfanden.

 „Geboren wurde ich am 7. September 1913 in dem kleinen Dorf Ostbevern, nahe bei Münster. Mein Vater war Landwirt, und wir hatten einen Bauernhof. Als ich gut ein Jahr war begann der Krieg. Vater wurde eingezogen; er kam nicht mehr zurück. Ich erinnere mich gut, dass bei einem Todesfall in der Familie damals alle Familienangehörige ein Jahr lang schwarze Kleidung trugen, auch wir Kinder.

Im Elternhaus lernte ich wie alle füreinander sorgten und sich in dieser schweren Zeit unterstützten. Auch erhielt ich ein festes Glaubensfundament. Vorbilder waren mir meine gute Mutter, mein Stiefvater (Bruder meines Vaters) oder auch mein Onkel Prälat Hugenroth und unser Großonkel Bischof Johannes Poggenburg (1913 – 1933 Bischof von Münster). Auch meine Tante Schwester Theresia bei den Franziskanerinnen in Münster beeindruckte mich. Sie starb schon mit 42 Jahren, und ich erhielt später ihren Namen.

Seit 1936 bin ich Franziskanerin. Damals trat ich mit 50 jungen Frauen in den Orden ein. Zur ersten Profess kamen dann noch 10 Novizinnen aus Schlesien zu unserer Gruppe. So waren wir 60 Novizinnen, die 1938 vor dem Herrn ihre Gelübde ablegten.

Der hl. Franziskus war mir in meinem Leben in vielerlei Hinsicht wegweisend. Aber auch die hl. Theresia von Avila habe ich immer sehr verehrt. Sie ist eine wunderbare Frau. Sie sagt zum Beispiel: <Lehre mich nachdenklich und hilfreich sein… Lehre mich Schweigen über meine Krankheiten und Be­schwerden. Sie nehmen zu und die Lust, sie zu beschreiben, wächst.

Ja, das Lesen und Hören wird im Alter beschwerlicher und ich bin froh, Kirchenlieder, Psalmen und Gebet auswendig zu können. So kann ich am gemeinschaftlichen Gebete teilnehmen und in meinem Zimmer auch schon mal einen Psalm beten oder ein Lied singen.“

Schwester M. Theresia kann auf ein bewegtes Jahrhundert zurückschauen, das geprägt war von zwei furchtbaren Kriegen aber auch geprägt vom Fleiß und der Aufbauarbeit unzähliger Menschen. Eine dieser Menschen ist unsere Schwester M. Theresia.

„Oft, besonders wenn ich nicht schlafen kann, kommen mir Kriegserinnerungen in den Sinn“, so erzählt sie. „Im 2. Weltkrieg kam ich als junge Kranken­schwester nach Dorsten. Dort erlebte ich die schweren Bombenangriffe: Erlebte, ja überlebte muss ich sagen! 40 Tote waren im Krankenhaus zu beklagen, darunter auch vier Mitschwestern. Lebendig vor mir sehe ich bis heute unsere Schwester Eupora, die mit einem Kind, das sie retten wollte, im Bombenhagel zu Tode kam. Wir haben mit den Händen tagelang Schutt weggeräumt, um sie und das Kind zu finden - aber sie blieben für immer verschollen. Oder ich höre die immer schwächer werdende Stimme unseres Kaplans unter den Trümmern, wie er allen Mitverschütteten zusprach und die Generalabsolution erteilte. Unsere vier Mitschwestern und viele weitere Tote wurden später gefunden. So konnten wir sie beerdigen.“

Einer der Schwerpunkte in ihrem Ordensleben war die Zeit als Provinzoberin in Telgte: 1958 – 1964. Oft war sie dann längere Zeit zu den Visitationen in Konventen unterwegs. Da noch kein eigenes Auto zur Verfügung stand, sorgte der jeweilige Konvent dann, dass sie zum nächsten Konvent gebracht wurde. Jeweils einen Bericht zu schreiben, ohne Schreibmaschine oder gar Computer, war wohl eine spezielle Herausforderung.

Eine besondere Aufgabe wurde Schwester M. Theresia übertragen, als in Kamp-Lintfort das neue St. Bernhard-Hospital gebaut wurde. Vom Nachbarkonvent in Moers aus war sie maßgeblich in Planung und Durchführung beteiligt. Und dann hieß es als Oberin (1966 – 1973) den neuen Konvent mit fast 50 jungen Schwestern zusammenzuführen - wahre Pionierarbeit.

Sie erinnert sich gern an die spätere Zeit als Sakristanin in der Mutterhauskirche, wo ihr Ordensleben seinen Anfang genommen hatte. „Dankbar bin ich für alle Gnadengaben, die der Herrgott mir im Laufe meines langen Lebens für den Dienst an den Menschen geschenkt hat. Noch immer bin ich sehr interessiert am Geschehen der Gesellschaft, der Kirche und besonders am Leben unserer Gemeinschaft. Zurzeit findet im Mutterhaus das Provinzkapitel statt, das ich mit großem Interesse verfolge und mit meinem Gebet begleite. Gern sitze ich heute am Fenster oder auf dem Balkon mit dem Blick in den schönen Garten und beobachte schon mal Kaninchen, Elstern und Dohlen, die manchmal im Wettstreit ihr Revier verteidigen.

Mit dem heiligen Franziskus könnte ich fast sagen:
Ich habe das Meinige getan, möge Christus Euch zeigen, was heute zu tun ist.“