Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Edelbertis Gevers


Mein Name ist Schwester M. Edelbertis (Ludwine Gevers). Ich bin am 22.02.1939 als elftes von dreizehn Kindern geboren im schönen Münsterland, Vreden-Dömern, Gemeinde Winterswijk, an der holländischen Grenze. Winterswijk ist eine niederländische Gemeinde der Provinz Gelderland. Sie hatte am 01. Januar 2022 eine Einwohnerzahl von 29.177. Wie bei vielen Bewohnern in Dömern, so lässt sich auch meine Familie Gevers einige Generationen zurückverfolgen.

Meine Großeltern, Bernhard und Gertrud Gevers, geb. Hübers, zogen im Jahr 1913, ein Jahr vor dem ersten Weltkrieg, auf die „Leibzucht Hubbeling-Assing“ (Leibzucht = Wohnplatz, Verpflegung). Wir erhielten den Beinamen Steggert, um die Generation von den anderen Gevers zu unterscheiden. Der Sohn der Familie mit Namen Heinrich, war gerade 20 Jahre alt. Er heiratete 1924 meine Mutter Christine, geborene Kemper, aus Vreden-Dömern.

Nach der Geburt des fünften Kindes zog unsere gesamte Familie um in die zu der Zeit leerstehende Lehrerwohnung der Dömener Schule. Hier fanden wir ein neues Zuhause.  

1939 bauten meine Eltern in Vreden ein Wohnhaus, wo ich als 11. Kind zur Welt kam. Hier fand die ganze Familie eine sehr schöne Unterkunft. Neben der Arbeit in der Landwirtschaft und im Garten war mein Vater bei der Vredener Post tätig und nebenher noch auch als „Fleischbeschauer“ (Prüfung von geschlachteten Tieren).

Im Laufe der Jahre stieg unsere Kinderzahl auf 13 an, zehn Mädchen und drei Jungen. Mit unserer Mutter haben wir eine sehr frohe und abwechslungsreiche Kinderzeit erlebt. An diese Zeit erinnern wir uns immer gerne. Unser Vater hatte so viele Aufgaben, war dann aber doch immer für uns Kinder abends da.

Das 4. Kind von den älteren Geschwistern - Agnes - starb 1928 im Alter von neun Monaten an einer Lungenentzündung. Es war bis dahin ein gesundes Kind; aber die gezielte Behandlung der Erkrankung war nicht möglich. Penicillin, das heute weltweit am häufigsten verwendete Antibiotikum, wurde erst 1928 entdeckt. Meine Eltern und auch wir Kinder haben sehr um den Tod unserer Schwester Agnes getrauert.  

Alle Kinder lernten einen Beruf. Von den 12 Kindern waren vier bei der Post beschäftigt. Ich habe dann für zwei Jahre eine Ausbildung in einer Großküche in Lüdinghausen gemacht, da mein Vater diese Grundausbildung immer für eine Frau für wichtig hielt.

In den Jahren 1943 - 1944 war mein ältester Bruder - Gerhard - Kriegssoldat. Unsere Mutter hat ihm immer alle Änderungen und Besonderheiten brieflich mitgeteilt. Darüber haben wir Kinder uns sehr gefreut, obwohl wir ihn zum Teil noch nicht kannten. 

Meine älteste Schwester Mathilde trat 1947 in den Orden der Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz ein und erhielt den Namen Nicasia. Ich kam im gleichen Jahr zur Erstkommunion. 1958 trat meine Schwester Elfriede in den Orden der Clemensschwestern in Münster ein und erhielt den Namen Schwester Friedburga. Nach zwei Jahren wählte meine Schwester Juliane auch den Orden, aber der Franziskanerinnen in Münster, und erhielt den Namen (Schwester Christhild).

Durch mein hauswirtschaftliches Jahr, das ich wie berichtet, absolvierte, lernte ich Schwester Acharis, eine Franziskanerin, kennen, die Leiterin der Großküche war. Diese Schwester habe ich sehr geschätzt und ihr sehr viel Wertschätzung entgegengebracht. Bis dahin war ich noch unsicher, ob so ein Leben auch für mich das Richtige sein könnte. Durch diese Schwester ist mir klargeworden, dass auch ich zum Ordensleben berufen bin. 1962 habe ich mich für den Eintritt bei den Mauritzer Franziskanerinnen entschieden. Nach der Einführung in dieses Leben legte ich erst die zeitliche und dann 1970 die Ewige Profess ab.

In der Gemeinschaft begann jetzt mein beruflicher Weg. Die Ausbildung in der Krankenpflege habe ich mit dem Examen 1965 abgeschlossen. Ich erkrankte danach schwer und wurde erst ein Jahr später, nach meiner Gesundung, in der Verwaltung des St. Rochus-Hospitals Telgte, eingesetzt. Dort waren zwei ältere Schwestern tätig - Schwester M. Blasia und Schwester M. Edmunda - auch eine jüngere - Sr. M. Adelharda -. Sie haben mich alle sehr gut begleitet und auch in meiner Rekonvaleszenz (Genesung) unterstützt durch ihr Verständnis. Schrittweise wurde ich wieder gesund. Auch ihr Beispiel für ein Leben in der Ordensgemeinschaft hat mich sehr für meine Berufung bestärkt. Ich kam in diese Aufgabe und beherrschte nur etwas das Schreiben auf der Schreibmaschine. Dann erhielt ich eine Einübungszeit und durfte auch einen Kursus in Stenografie belegen. Mit guter Unterstützung habe ich dann das 10-Fingersystem der Schreibmaschine gelernt. Dies war für mich eine große Freude.

Die franziskanische Ordensgemeinschaft hatte als besonderen Auftrag die Krankenpflege gewählt. Aufgrund meiner Erkrankungen habe ich keine Tätigkeit in der Krankenpflege direkt ausgeführt. Diese Anforderungen konnte ich aufgrund meiner Gesundheit nicht übernehmen. Dabei habe ich sehr großes Verständnis bei der Ordensleitung, zu dieser Zeit Generaloberin Schwester Odilia, gefunden.

Von 1972 an durfte ich in verschiedenen Krankenhäusern tätig sein im Bereich der Pforte und in der Patientenaufnahme z. B, Bremen, Lohne, Lingen …. In den Jahren 1983 - 1987 war ich in der Provinz als Sekretärin tätig, unter der Leitung der Provinzoberin Schwester M. Plauta.

Aufgrund einer schweren Erkrankung konnte ich immer nur für begrenzte Zeiten für Aufgaben eingesetzt werden. Es war für mich nicht so einfach; aber durch gute Begleitung und verständnisvolle Mitschwestern habe ich diese Zeit gut überstehen können. Kleine Zeiten der Aushilfe oder Mithilfe in bestimmten Bereichen habe ich gerne übernommen und konnte auch zu meinen Grenzen stehen.

Von 1991 - 1995 erhielt ich meinen Einsatz in Damme im Pfortenbereich. Ich musste meinen Einsatz dann beenden, da ich schwer an Morbus Hodgkin erkrankte. Das war für mich nicht leicht zu ertragen. Wie gerne hätte ich mich in der mir liebgewordenen Aufgabe weiter eingesetzt. Von der Ordensleitung und von vielen Mitschwestern erhielt ich gute Unterstützung durch Ermutigung und durch das Gebet. Sie haben immer mit mir daran geglaubt, dass ich auch diese Zeit der Erkrankung gut überstehen kann. So kam es dann auch. 

Im Jahr 1997 hatte ich mich von meiner Erkrankung erholt und konnte in der Patientenaufnahme des St. Franziskushospitals Münster eingesetzt werden. Es war für mich eine große Freude, mit Menschen in Kontakt zu stehen und gerade in Tagen der Erkrankung Hilfe anzubieten. Durch meine langen Ausfallzeiten, gesundheitliche Grenzen, habe ich lernen dürfen, wie es Menschen in solchen Zeiten der Krankheit oder sonstigen Gebrechen geht, wenn sie gerade im Krankenhaus verständnisvoll und wohlwollend empfangen werden.   

Froh und dankbar war ich 2012, dass ich nach 15 Jahren Einsatz an der Pforte des St. Franziskushospitals an der Pforte des Mutterhauses tätig werden durfte. Gerne habe ich mich auch hier für Besucher, und Mitschwestern eingesetzt und kleine Aufgaben erledigt. Meine persönliche Zeit konnte ich jetzt auch etwas mehr für Gebet, Spaziergänge, Malen etc. einsetzen. Immer noch habe ich Freude, Naturbilder und andere Motive zu malen. Auch wenn ich mich nicht als große „Künstlerin“ sehe, finde ich auch darin meine Erfüllung und Zufriedenheit.

Inzwischen habe ich erfüllbare Aufgaben im Mutterhauskonvent übernommen und bin Gott dankbar, dass ich meinen Weg in seiner Nachfolge gehen darf. In Zeiten der Stille und des Gebetes denke ich immer wieder, dass ich jetzt die Zeit habe, auch auf diesem letzten Weg meiner Möglichkeiten, an das Ziel zu kommen, das ich mir zu Beginn meines Ordenslebens immer wieder vorgesagt habe. Rainer Maria Rilke vergleicht das Leben mit einem „Baum und dem Leben in wachsenden Ringen“. Ich habe durch die Erkrankungen immer wieder andere „Ringe“ erlebt und hoffe, dass ich auch den letzten noch erleben darf mit Seiner Kraft.

Das Rezept eines glücklichen Menschen ist es: 
Den Glauben behalten!
Die Hoffnung nicht verlieren!
Für gesunde Tage beten!
Für alles, was ich bisher erlebt habe, danken!